Nov. 28, 2024
Im Kloster Baldegg
Klösterliches Leben in einem Bau
von Marcel Breuer
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Scheidegger & Spiess
Editors: Johannes Käferstein, Gabriela Christen, Heike Biechteler
Im Kloster Baldegg. Klösterliches Leben in einem Bau von Marcel Breuer im Zentrum
dieser Publikation stehen die Klosterbauten im Luzerner Seetal von Marcel
Breuer und das klösterliche Leben der franziskanischen Schwesterngemeinschaft.
Der ungarisch-amerikanische Architekt ist ein Meister der Architektur und des
Möbel designs der Moderne, unzählige Bücher beschäftigen sich mit seinem Werk
und seinem Leben. Dieses Buch zeigt ihn aus einer anderen Perspektive: im Austausch
mit der Gemeinschaft der Baldegger Schwestern bei der Realisierung ihres
mo dernen Klosters. Die Fotografie auf dem Titelbild zeigt Marcel Breuer und
Sr. Basilda Umbricht vor dem Kloster auf einer Bruchsteinmauer sitzend. Die «Bauschwester
» und der berühmte Architekt sind im Gespräch, einander zugewandt,
engagiert, auf Augenhöhe, und dies, obwohl hier zwei Welten aufeinandertreffen,
die auf den ersten Blick unterschiedlicher nicht sein könnten.
Diesen Zugang aus verschiedenen Blickpunkten sucht diese Publikation im
Ganzen: Aus diversen Perspektiven wird hier ein Gesamtbild entstehen, das Gegenwart
und Vergangenheit, moderne Architektur und klösterliches Leben zusammenbringt.
Die Gemeinschaft der Baldegger Schwestern mit ihrer Geschichte, ihrem
Leben und Beten wird dabei ebenso beleuchtet wie die serielle Betonarchi tektur
dieses Bauwerks der Moderne. Die Erinnerungen von Zeitzeuginnen und Zeitzeugen
stehen neben dem aktuellen Blick, den der US-Amerikaner Tod Williams und der
Luzerner Niklaus Graber als Architekten von heute auf das Kloster werfen. Auch die
Zusammenarbeit zwischen dem Kloster Baldegg und der Hochschule Luzern ist eine neuartige Zusammenarbeit unterschiedlicher Partnerinnen: Das Kloster hat diese
Publikation als Teil seines Transformationsprozesses auf dem Weg in die Zukunft initiiert,
und die Hochschule nimmt ihre Verantwortung für die Region und das einzigartige
Baukultur und Bildungserbe der Sakrallandschaft der Zentralschweiz wahr.
Die Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen ist das Leitmotiv dieser Publikation: Jahrhundertealte
Formen klösterlichen Lebens werden in Baldegg im Mutterhaus gelebt,
das Gebäude von Marcel Breuer bildet den Raum und bietet auch den Widerstand
für die religiösen Rituale. Sr. Marie-Ruth Ziegler beschreibt die Mauern, die Betonwände,
aber auch die Ausblicke in die Landschaft durch die grossen Fenster als
«Trainingsanlage für das geistliche Leben»: Wiederholung und Rhythmus skandieren
den Ablauf der Tage und der Jahre. Auch im Text von Sr. Renata Geiger geht es
um unterschiedliche Zeitlichkeiten, um das franziskanische Leben der Gemeinschaft,
um das Nachdenken über das Heute und das «Aus-der-Zeit-Fallen». Sr. M. Martine
Rosenberg schliesslich zeichnet in ihrem Artikel die bald 200-jährige Geschichte des
Ordens nach und stellt die Frage nach dessen Zukunft.
Das klösterliche Leben in Baldegg findet nicht hinter hohen Mauern statt – dafür
hat Marcel Breuer mit seinem Konzept eines «offenen Klosters» gesorgt. Dieter
Geissbühler beschreibt die Architektur in ihrer Einpassung in die ländlichen Moränenhügel,
die Öffnung auf die eindrücklichen Innenhöfe und die transparenten Kreuzgänge,
die den klösterlichen Raum dennoch klar gegen aussen abschliessen. Denn
das Kloster ist ein Ort, der sich durch die «Klausur» und ein durch strenge Regeln,
Ordnungen und Prozesse definiertes Leben gegenüber der weltlichen Existenz abschliesst.
Sr. Marie-Ruth Ziegler hat dieses Leben in einer berührenden Bildstrecke
dokumentiert, die die Schwestern bei ihren religiösen Praktiken, aber auch im Alltag
zeigt: beim Beten, Putzen, Unkrautjäten und Blumenpflegen. Diese Bilder demonstrieren die Passgenauigkeit, mit der Breuer das Kloster zusammen mit den Franziskanerinnen
nach ihren Bedürfnissen geplant hat, und wie es bis heute ihrem Leben
den Rahmen gibt.
Erhältlich
IM KLOSTER BALDEGG
https://www.scheidegger-spiess.ch
ARTIKEL
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https://www.luzernerzeitung.ch